Nach einem an sich ruhigen und warmen Frühlingsbeginn, der zu einem frühen Austrieb der Reben führte, ereignete sich in der Nacht vom 17. auf den 18. Mai 2012 ein seltenes Naturphänomen in Gestalt eines Spätfrost-Keils der sich von Norden über die niederösterreichischen Weinbaugebiete schob und vor allem im Pulkautal, aber auch in den Gebieten Kamptal und Kremstal und Traisental für verheerende Frostschäden und Ernteeinbußen sorgte. Der weitere Frühling verlief dann wieder sehr ruhig und sonnig, wobei die ersten Temperaturspitzen mit bis zu 38 Grad bereits in der letzten Juniwoche auftraten.
Im Juli gab es eine rund zehn Tage andauernde kühle Periode, die zum Teil auch überraschend hohe Regenmengen brachte. Da sich das Wetter aber bald wieder zum Positiven wandelte und vor allem der August überaus heiß und trocken verlief, hatte dies einen wahrhaft segensreichen Wasserspeicher-Effekt für die durstigen Reben. Das trockene Wetter hielt in der Folge bis zum Abschluss der Haupternte Mitte Oktober an und wurde erst durch den plötzlichen Kälteeinbruch rund um den österreichischen Staatsfeiertag am 26. Oktober abgelöst. Zu diesem Zeitpunkt war die Lese jedoch zum allergrößten Teil bereits abgeschlossen.
Schöne Reife und feines Fruchtspiel bei Weiß und Süss
Die Parameter der Inhaltsstoffe liegen für die Weißweine ähnlich wie im Vorgängerjahr, allerdings hat die gute Wasserversorgung im Juli und merklich kühlere Nachttemperaturen im September zu kompakteren und strukturierteren Weißweinqualitäten geführt. Der Alkoholgehalt liegt vergleichbar hoch wie im Vorjahr, die Säurewerte sind – wie wohl ebenfalls eher am unteren Limit – doch geringfügig höher. Dies kommt vor allem den leichteren Weißweinen, wie so manchen Grünen Veltlinern in Niederösterreich oder dem steirischen Welschrieslingen, aber auch Bukettsorten, wie dem Gelben Muskateller zugute, die sich durch feines, zartgliedriges Fruchtspiel und klare Konturen auszeichnen.
Speziell dem Grünen Veltliner können für alle Gewichtsklassen sehr gute bis ausgezeichnete Ergebnisse bereits vorhergesagt werden; etwas zurückhaltend und verschlossen geben sich im Spätwinter hingegen noch so manche Rieslinge, doch ist aufgrund der guten Voraussetzungen auch für sie eine sehr positive Entwicklung zu erwarten.